Mittwoch, 21. September 2011

Ich hänge nicht an Dingen

Es ist schon Wahnsinn, was sich in den letzten Jahren alles für Kram bei mir angesammelt hat. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich damals mit vier Kartons, einer Matratze, einem Schreibtisch, zwei Schränkchen, einem Korbstuhl und einem Küchentisch mit vier Stühlen aus der Wohnung meiner Mutter ausgezogen bin. Für den Transport genügte damals ein kleiner Hänger, in dem sich alles problemlos verstauen lies, ohne dass irgendetwas auseinander gebaut oder möglichst geschickt ineinander verschachtelt und mit Zurrgurten transportsicher gemacht werden musste. Total easy und vor allem absolut überschaubar.
Der letzte Umzug knapp zehn Jahre später war hingegen die reinste Katastrophe! Es ist wirklich unglaublich, was sich in dieser Zeit alles angesammelt hat. Nicht nur Möbel, Küchengeräte, Lampen & Co. sondern auch jede Menge Kleinkram. Mir wurde ganz schwindelig, als sich die Kartons türmten und kein Ende in Sicht war. Woher kam dieser ganze Kram so plötzlich?? Okay, dachte ich mir, das ist die Chance mal von Grund auf zu entrümpeln. Und so schnürte ich Altkleidersäcke, meldete Sperrmüll an und sortierte alles aus, was ich in den letzten Jahren kaum benutzt habe oder was nur noch abgestandene Gefühle in mir auslöste. Und trotzdem: Beim Auspacken in der neuen Wohnung, stellte ich fest, dass ich immer noch viel zu viel besaß. Also wurde weiter aussortiert. Bei manchen Dingen war ich mir nicht ganz sicher, weil sie mich doch an schöne Zeiten erinnerten und emotional so stark aufgeladen waren, dass der Gedanke daran, sie einfach wegzuschmeißen, schmerzte. Aber das Gefühl von der Vergangenheit erdrückt zu werden ließ sich auch nicht leugnen. Und so entschied ich mich jeden Tag aufs Neue im Hier und Jetzt zu leben. Loszulassen. Platz für Neues zu machen und entledigte mich Stück für Stück von dem materiellen Überbleibsel meines bisherigen Lebens. Ein paar Sachen sind natürlich geblieben. Aber die Leere dazwischen tut verdammt gut und es fühlt sich fast so an, als wäre ich seit langer Zeit endlich mal wieder nur in der Gegenwart zu Hause.
Und in der Quintessenz muss ich wieder einmal feststellen, dass das Leben tatsächlich einfacher und leichter wird, wenn man nach den yogischen Verhaltensprinzipien - den Yamas und den Niyamas - lebt, die in diesem Fall besagen, dass man sich frei von der Besitzgier machen soll. Und so muss ich auch wieder an den Satz von Alice aus dem Film Hautnah denken, der sich schon damals in mein Gedächtnis eingebrannt und mir klar gemacht hat, wieviel persönliche Freiheit man schon alleine in dem Moment erhält, in dem materielle Besitztümer an Bedeutung verlieren.

"Ich hänge nicht an Dingen."

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